Rachid - Traumberuf Fahrzeugbaumechaniker

Eine Abkürzung zu gehen, ist stets sehr verlockend. Winken doch schnelle Ergebnisse mit vergleichsweise geringem Aufwand. Häufig jedoch zeigt sich, dass viele Abkürzungen letztlich in Umwege münden.

Eine Königsdisziplin unseres Wirkens ist die (duale) Ausbildung. Gerade wenn es um bisher „ungelernte“ Kunden geht, deren Wissen nicht offiziell „zertifiziert“ ist. Doch wie kann man die Wartezeit bis zum Ausbildungsbeginn sinnvoll überbrücken? Entweder in Form eines Praktikums oder, noch besser, einer auf die Ausbildung vorbereitenden „Helfertätigkeit“ im selben Unternehmen. Das gelang unserem Kunden Rachid in Stuttgart. Seine Beraterin Monika Bühlmeyer erzählt:

„Der gebürtige Iraner Rachid war in seiner Heimat als Karosseriebauer und Busfahrer tätig, bevor er 2012 nach Deutschland ausgewandert ist. Nach dem Abschluss eines Deutsch-Sprachkurses auf B1-Niveau hat er sich von Zeitarbeitsjob zu Zeitarbeitsjob gehangelt und ist mit seinem Gehalt gerade so über die Runden gekommen.

Im November 2016 kam er mit mittelprächtigen Deutschkenntnissen, Rückenproblemen und orientierungslos zu Ingeus nach Stuttgart. Auf die Frage nach seinen beruflichen Wünschen antwortete er: „Irgendetwas mit Autos oder als Fahrer. Vielleicht Taxifahrer oder Busfahrer?“ Da die Ausbildung zum Busfahrer sehr teuer ist und Rachid gesundheitlich nicht zu 100 % fit war, kam er für eine Ausbildungsförderung leider nicht in Frage.

Nach mehreren Gesprächen kristallisierte sich mehr und mehr heraus, dass eine solide Berufsausbildung der beste Weg ist, hier in Deutschland richtig Fuß zu fassen und dauerhaft eine gute Lebensgrundlage aufzubauen. Nach anfänglichen Bedenken wegen der dreieinhalbjährigen Ausbildungsdauer, Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache und den erforderlichen Mathematikkenntnissen, war Rachid schließlich überzeugt, dass er es schafft, diesen Weg zu gehen. Er besuchte viele Jobmessen, die hier in Stuttgart über die IHK, die Stadt und die Ausländer-, Flüchtlingsbehörden organisiert werden, um nach geeigneten Betrieben und Berufsbildern zu schauen. Im Vorfeld haben wir Rachid mittels optimaler Bewerbungsunterlagen, diverser Workshops und Mock-Interviews bestmöglich auf seine Messebesuche und den Kontakt mit Unternehmensvertretern vorbereitet. Er lernte sehr schnell dazu, und da Rachid ein sehr höflicher, authentischer und umgänglicher Mann ist, fiel es ihm leicht, mit den Personalern ins Gespräch zu kommen.

Auf seinem 3. Messebesuch, der „Hands On“-Messe im Stuttgarter Rathaus, war er mittlerweile sehr routiniert und souverän. Er plauderte mit Arbeitgebern, sammelte Adressen und nahm an Probe-Handwerksarbeiten teil, um sein handwerkliches Geschick unter Beweis zu stellen. Als ich ihn am selben Nachmittag anrief und mich nach seinem Messebesuch erkundigte, erzählte er, dass er sechs Adressen von Unternehmen habe, die einen Ausbildungsplatz anbieten. Ich motivierte ihn, ins Ingeus Büro zu kommen, um noch vor dem Wochenende die Bewerbungen zu erstellen und zu versenden. Gesagt, getan!

Gleich zu Wochenbeginn meldete sich ein etabliertes Autohaus. Nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch bekam Rachid die Möglichkeit, ein zweiwöchiges Praktikum zu absolvieren. Kurzum: Er überzeugte und fand durch seine unkomplizierte Art schnell einen guten Draht zu seinen deutschen Kollegen. Das Unternehmen bot ihm einen Helfervertrag bis Anfang September, um direkt im Anschluss eine Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker zu absolvieren.

Rachid ist überglücklich. Auch weil ihm seine Lehrchefin eine Ausbildungszeitverkürzung auf zweieinhalb Jahre in Aussicht stellte. Bei unserem letzten Telefonat beherrschte er die deutsche Sprache schon deutlich besser und verfiel sogar schon ins Schwäbische.“

Um sein Ausbildungsgehalt aufzustocken, nahm Rachid noch einen Minijob als Pizzafahrer am Wochenende auf.

 

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