Als sich Frau I. in jungen Jahren für einen Beruf entscheiden musste, folgte sie ihrem Herzen und wurde Friseurin. Diese Entscheidung erwies sich als richtig: Die Arbeit machte ihr Spaß, man konnte sich mit verschiedenen Menschen austauschen und miterleben, wie sie sich über neue Frisuren freuten. Sie wurde zur Expertin mit jahrzehntelanger Erfahrung. Doch die ständige körperliche Anstrengung und das ewige Stehen forderten ihren Tribut. Ihr Arbeitsalltag war zunehmend von Schmerzen geprägt. Schließlich gab es nur noch einen Ausweg: Die Tätigkeit als Friseurin aufzugeben. Nach 30 Jahren war Frau I. arbeitslos.
Gesundheitliche Unterstützung verbunden mit der Rückkehr an den Arbeitsplatz
Frau I. ließ nicht locker und suchte das Jobcenter auf. Die dortige Beraterin empfahl ihr das Projekt ReFit, das Menschen im Rehabilitations- und Integrationsprozess Unterstützung auf dem Weg zurück ins Berufsleben bietet. Mit dem „Modellprojekt ReFit Stuttgart – Begleitung im Rehabilitations- und Integrationsprozess“ Stuttgart beteiligt sich das Jobcenter Stuttgart an dem vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderten Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro". Ingeus ist Teil des Stuttgarter Projekts ReFit.
Ziel des Bundesprogramms rehapro ist es, durch die Erprobung innovativer Dienstleistungen und innovativer organisatorischer Maßnahmen Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Erwerbsfähigkeit von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen noch besser erhalten oder wiederhergestellt werden kann.
Das Projekt ReFit war genau das Richtige für Frau I. Sie stellte einen Reha-Antrag, der aber trotz ihrer gesundheitlichen Probleme abgelehnt wurde. Die energische Frau ließ sich nicht entmutigen und suchte Unterstützung bei ingeus. Sie fand schnell Anschluss an das professionelle Team, das aus warmherzigen und einfühlsamen Menschen bestand. Ein zweiter Reha-Antrag sollte bald gestellt werden.
Aus Ende wird Anfang: Berufliche Neuorientierung als weitere Karrierestufe
Wie kann die lange Wartezeit sinnvoll genutzt werden? Auch hier konnte die engagierte Coachin von ingeus helfen. Gemeinsam mit der Kundin entwickelte sie einen umfassenden Plan und setzte Ziele, um die Gesundheit und das Berufsleben wieder in Schwung zu bringen.
Regelmäßige Besuche beim Arzt und beim Orthopäden sollten den Gesundheitszustand der Frau I. verbessern. Gleichzeitig arbeitete sie an ihren Schreib- und Kommunikationsfähigkeiten. Sie konnte nun routiniert Briefe und E-Mails schreiben - eine neue Fähigkeit, die sie sehr schätzte. Der nächste Schritt bestand darin, einen Praktikumsplatz zu finden, der es ihr ermöglichte, neue Kenntnisse zu erwerben und sich dadurch neue berufliche Perspektiven zu eröffnen.
Ein Praktikum bei einem Träger der freien Wohlfahrtspflege ließ nicht lange auf sich warten. Frau I. arbeitete sich mit Engagement und Eifer in die neuen Aufgaben ein. Ihre Kolleg*innen bemerkten den Einsatz der neuen Praktikantin sehr wohl. Sie waren sich einig: Auf so eine engagierte Mitarbeiterin kann man nicht verzichten! Ihre Wertschätzung schlug sich am Ende des Praktikums in einem Stellenangebot nieder. Es war kein gewöhnlicher Job, sondern eine Stelle als Heimleiterin! Voller Stolz nahm die engagierte Frau das Angebot an. Die positive Lebenswende rundete die Rückmeldung zum zweiten Reha-Antrag ab: Der Antrag wurde bewilligt!
Berufliche Neuorientierung im Einklang mit der Gesundheit
Gesundheitliche Probleme, die zunächst wie ein Schicksalsschlag wirkten, entpuppten sich für Frau I. als Chance, über sich selbst hinauszuwachsen und ihre eigene Berufung zu finden. Genau das ist der Sinn des Stuttgarter Modellprojekts: Menschen mit gesundheitlichen Problemen während des Rehabilitationsprozesses auf dem Weg zu einem neuen Arbeitsplatz zu unterstützen.
Unsere Aufgabe im Projekt ReFit ist es, die Teilnehmer einerseits auf eine medizinische Rehabilitation vorzubereiten. Das bedeutet häufig auch, die Teilnehmer vom Sinn einer medizinischen Rehabilitation zu überzeugen und ihnen zu erklären, wie eine Rehabilitation abläuft und wie sie diese am besten nutzen können. Zum anderen zielt das Projekt darauf ab, Teilnehmer nach einer medizinischen Rehabilitation auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben - häufig auch in ausbildungsfremde Tätigkeiten - vorzubereiten und über Arbeitserprobungen in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse zu integrieren.
Frau I. ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich dort, wo sich eine Tür schließt, gleichzeitig eine neue öffnet. Wir freuen uns sehr über den Erfolg unserer Kundin und wünschen ihr für ihren weiteren Lebensweg alles Gute.